„Eine gute Kombination: Hochschullehrer und niedergelassene Kollegen arbeiten zusammen“ Interview mit Prof. Dr. Heiner Weber, Präsident der DGZI

An der Spitze der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Implantologie (DGZI) steht seit 3. Oktober 2013 ein renommierter Prothetiker: Univ.-Prof. Dr. Heiner Weber, Ordinarius und Ärztlicher Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik mit Propädeutik und Sektion „Medizinische Werkstoffkunde und Technologie“ am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Eberhard-Karls-Universität Tübingen lenkt ab sofort die Geschicke der ältesten implantologischen Fachgesellschaft Europas. Ein Gespräch mit Zahnärztin und Fachjournalistin Dr. Aneta Pecanov-Schröder.

Herr Professor Weber, die DGZI hat in ihrer 43-jährigen Geschichte Maßstäbe in praxisorientierter Fort- und Weiterbildung gesetzt. Welche Akzente der DGZI überzeugen Sie besonders?

Die Praxisorientierung und die Internationalität sind zwei wichtige Bereiche derDGZI, die ich für ausgesprochen unterstützenswert halte. Das von dem Vizepräsident Dr. Roland Hille vorgestellte Fortbildungsprogramm „Curriculum Implantologie – DGZI“ hebt sich sowohl durch Freiheit der Teilnehmer bei der Themenwahl unter gleichzeitiger Beibehaltung von sinnvollen Pflichtmodulen,der neuen Integration von E-Learning-Modulen und durch die Internationalität von Angeboten anderer Fachgesellschaften ab. Die Diskussionsforen und -podien bei den Tagungen in der Thematik wie in der Zusammensetzung der Referenten und auch in der Art der Diskussionsführung sind beispielgebend. Die Ausrichtung der DGZI passt absolut zu meinem Praxisverständnis.

Können Sie das konkretisieren?

Ich habe mich nie als Hochschullehrer im Elfenbeinturm gesehen, sondern bin sehr in der Praxis verwurzelt. Da hat mich schon meine frühe Erfahrung an der Düsseldorfer Universität geprägt: Noch zu dieser Zeit hat sowohl mein damaliger Chef, Prof.Böttger, als auch sein Oberarzt, mein sehr geschätzter Kollege und Freund Prof. Dr. Dr.Dr. h.c. Hubertus Spiekermann, immer sehr viel behandelt. Und diese Art des Praxisverständnisses ist auf mich übergegangen, als ich in Düsseldorf sein Nachfolger wurde. Daher ist es eine gute Kombination, wenn Hochschullehrer und niedergelassene Kollegen zusammenarbeiten – bis hin zu einem Zusammenschluss in einer Fachgesellschaft.

Neben der praxisorientierten Ausrichtung der DGZI heben Sie auch ihre Internationalitätals besonderes Merkmal hervor …

Ja, die Förderung der Internationalität liegt mir persönlich am Herzen. Ich hoffe, durch meine Kontakte besonders nach China und in den russischsprachigen Raum potenzielle Bereicherungen einbringen zu können.
In meiner Abteilung hielten sich in den letzten 15 Jahren rund 80 Gastwissenschaftler respektive Gastzahnärztinnen und Gastzahnärzte für ein bisvier Jahre auf. Die Herkunftsländer erstrecken sich von Fernost – Japan, Korea, China, Thailand – über den sonstigen asiatischen Raum – russischsprachigenRaum, Indien, arabischer Raum; darüber hinaus dem europäischen Nicht-EG-Bereichsowie über den fernwestlichen Raum mit Mexiko, Brasilien und Chile.
Schwierig wird es, die Studierenden oder Jung-Zahnärzte im Ausland anzusprechen, weil die Ausbildungsstrukturen außerordentlich verschieden sind.

Welche Weiterentwicklungsmöglichkeiten mit Blick auf den implantologischen„Nachwuchs“ sehen Sie für die DGZI national?

Die jetzt neu etablierten und für mich vielversprechenden Fortbildungsprogrammebeziehungsweise -möglichkeiten (u.a. Integration von E-Learning-Moduleninnerhalb des DGZI-Curriculums) und die Beiträge zur Stützung der Wissenschaft (Stichwort: Promotionsstipendien) halte ich für wichtige Bausteine. Die Entwicklungdieser neuen Ideen sollten wir zunächst einmal beobachten und fördern. Vor diesem Hintergrund halte ich es für unpassend, diese neuen Ideen durch weitere neue, die ich sehr wohl im Kopf habe, zu überfrachten.
Gleichwohl ist es eine wichtige und sinnvolle und für alle fruchtbare Aufgabe und Aktivität, nicht nur die etablierte Kollegenschaft, sondern gerade jungeLeute – Studierende der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde sowie Auszubildendeunserer Teamkollegen/-innen – anzusprechen und einzubinden.

Gerade erst fand die 43. Internationale Jahrestagung der DGZI mit einem vielfältigenThemenprogramm mit klar praxisorientiertem Fokus und einem besonderen Augenmerkfür prothetische Konzepte statt. Inwieweit deckt sich dieser Ansatz mit IhremVerständnis bei der Umsetzung implantologischer Fragestellungen?

Seitens der Hochschule wird meines Erachtens häufig ignoriert, dass die zahnärztlicheImplantologie zumindest in Deutschland sehr stark von der Praxis ausging – ich darf hier nur Namen wie Pruin, Brinkmann, Koch, Kirsch stellvertretend für eine Reihe anderer Kollegen nennen. Die damals ausgeübte implantologisch-prothetische Versorgung war durch eine Behandlung „von einer Hand“ gekennzeichnet. Nicht nur durch das Hinzutreten der Hochschule in Deutschland – hier sind beispielhaft Düsseldorf, Mainz, München und Tübingen (in alphabetischer Reihenfolge!) zu nennen – wurde auch ein sogenannter „TeamApproach“ etabliert, der die Zusammenarbeit von Chirurgen und Prothetikernins Auge fasste. Die eigentliche Planung geht vom prothetischen-restaurativen Behandler aus.
Gerade Spiekermann war es, der die Implantologie als prothetische Therapiedeutlich betonte und dies auch in der Praxis lebte, wovon ich letztendlich als sein Nachfolger als Oberarzt in Düsseldorf (damaliger Direktor Prof. Dr. H.Böttger) bis zum heutigen Tag entscheidend profitierte. Die DGZI zeigt durch ihre personelle Zusammensetzung einerseits, dass sie diesen ursprünglichen Praxisgedanken nach wie vor stark fördert. Andererseits macht sie durch Referenten- und Themenwahl genauso deutlich, dass in Abhängigkeit der eigenen Ausbildungoder respektive in Abhängigkeit des Schwierigkeitsgrades des Falls die Teamarbeit als entscheidende Lösung für bestimmte Behandlungssituationen anzustreben und umzusetzen ist.

Stichwort „Team Approach“. In der Prothetik umfasst dieses originär das Team Zahnarzt – Zahntechniker. Was können Sie als DGZI-Präsident tun, um diese Schnittstelle Zahnmediziner Zahntechniker weiterhin in den Fokus zu rücken?

Meine Einstellung zu Zahntechnikern ist unzweifelhaft, unter anderem mündete meinEinsatz für einen Schulterschluss von Zahnarzt und Zahntechniker in den rund neunjährigen Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie (ADT). Wir müssen seitens der DGZI alles tun, um Zahntechniker nicht nur zu bewerben,sondern auch einzubinden. Nach außen hin sichtbar wird dies durch denVorstandskollegen Zahntechnikermeister Christian Müller deutlich gemacht. Neben diesem sichtbaren Zeichen müssen dann in der Nachfolge sowohl Themen- wie Referentenwahl bei den Jahrestagungen so gestaltet werden, dass sich die Gruppeder Zahntechniker wirklich angesprochen fühlt, wobei dies natürlich wechselseitig gilt.

Vielen Dank für die Einblicke und Perspektiven.

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Dr. med. dent. Aneta Pecanov-Schröder
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