DZW Interviev mit Dr. Friedhelm Heinemann
Seit 40 Jahren auf dem aktuellsten Stand
Die DGZI verkörpert
Tradition und Dynamik
Anfang Oktober 2010 hat die Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Implantologie (DGZI) ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert eine Erfolgsgeschichte, die automatisch die Frage nach der Zukunft aufwirft. DGZI-Präsident Dr. Friedhelm Heinemann gibt im Interview einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Implantologie und seiner Fach-Gesellschaft. Insbesondere erläutert er, welche Vorteile und Chancen eine Mitgliedschaft mit sich bringt.
Herr Dr. Heinemann, lassen Sie uns einen Augenblick feiern! Wie viele Mitglieder haben die DGZI vor 40 Jahren gegründet, wie viele waren es noch vor fünf Jahren, und wie viele sind es heute?
Sieben Kollegen haben die Gesellschaft anfänglich gegründet. Allein in den letzten fünf Jahren konnten wir rund 1000 neue Kollegen für eine DGZI-Mitgliedschaft begeistern und zählen heute knapp 4000 Mitglieder – mit steigender Tendenz.
Das sind beeindruckende Größenordnungen. Wie geht es denn nun weiter? Einerseits schrumpft unsere Bevölkerung insgesamt, andererseits steigt der Anteil der Senioren was bedeutet das für die zahnärztliche Implantologie, und wie geht die DGZI darauf ein?
Die vollständige Beantwortung dieser Frage ist eigentlich zu komplex, um dies in ein oder zwei Sätzen darzustellen, aber ich versuche einige Aspekte herauszugreifen: Unsere immer älter werdende Gesamtbevölkerung ist im so genannten dritten Lebensabschnitt aber auch immer gesünder und verliert im Durchschnitt die Zähne später. Die Implantologie spielt dann beim Ersatz dieser Zähne eine immer größere Rolle. Außerdem haben wir uns bei diesen Patienten auf bestimmte Alterserkrankungen einzustellen und müssen den implantatgetragenen Zahnersatz nach den besonderen Bedürfnissen des älteren Menschen gestalten. Zudem erwarten immer mehr ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger eine gute Kau-Funktion und Ästhetik. Die DGZI hat dies ja schon lange erkannt und in der Fortbildung durch ein entsprechendes Wahlmodul Geroprothetik im Curriculum Implantologie umgesetzt.
Wie steht es denn eigentlich um das Verhältnis zu den anderen Fachgesellschaften und Berufsverbänden? Zuweilen konnte man den Eindruck gewinnen, dass die MKG-Chirurgen die dentale Implantologie zu einem Gebiet für reine Spezialisten machen und die implantierenden Zahnärzte bis auf die Oralchirurgen aus diesem Segment hinausdrängen wollten. Empfanden Sie das zuweilen auch so?
Das sind Grabenkämpfe von gestern, und diese sind zudem juristisch abschließend geklärt! Die Implantologie ist eine zahnärztliche Tätigkeit, die somit von Zahnärzten, Oralchirurgen und doppelapprobierten Kolleginnen und Kollegen gleichermaßen betrieben wird. Zudem darf ich darauf hinweisen, dass wir seit langer Zeit sehr erfolgreich sowohl mit dem Berufsverband Deutscher Oralchirurgen (BDO), als auch mit der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) zusammenarbeiten. Die große Harmonie zeigt auch, dass die Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich (DGI), DGMKG und des BDO mit der DGZI ihr 40-jähriges Jubiläum gefeiert haben. Dies wurde auch vom anwesenden Präsidenten der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Dr. Peter Engel, betont.
Wo positionieren Sie sich als DGZI im Konzert der angesprochenen Fachgesellschaften und Berufsverbände, und wie sollte sich der implantierende Zahnarzt mit Hilfe der DGZI positionieren?
Die DGZI hat seit ihrer Gründung vor 40 Jahren stets den niedergelassenen Kollegen in den Mittelpunkt des Interesses gestellt, das war die letzten vier Jahrzehnte so, und das bleibt auch so. Außerdem werden wir nicht müde, die Bedeutung der Implantatprothetik als der eigentlichen Zielstellung unseres Bemühens zu betonen. In diesem Zusammenhang pflegen wir sehr bewusst unsere Kooperationen mit der Deutschen Gesellschaft für zahnärztliche Prothetik und Biomaterialien (DGPro) und der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie (ADT) und haben außerdem bereits 2005 unsere sehr erfolgreiche Fortbildungsreihe Implantatprothetik gestartet.
Weiterhin ist die DGZI zweifelsohne die implantologische Fachgesellschaft mit den meisten internationalen Kooperationspartnern von USA bis Japan, die historisch gewachsen sind und in der Zukunft im Sinne eines internationalen Wissens- und Gedankenaustausches weiterhin ausgebaut werden sollen.
Wie profitieren die implantologisch tätigen Behandler denn konkret von einer DGZI-Mitgliedschaft?
Die DGZI verkörpert Tradition und Dynamik. Dies spiegelt sich auch in unserem Angebot für die Mitglieder wider. Die DGZI bietet mit ihrem Curriculum den Goldstandard in der Ausbildung. Dieses anerkannte Programm unterliegt einer kontinuierlichen Qualitätskontrolle und bietet durch Wahl- und Pflichtmodule eine sehr hohe Flexibilität für den Kollegen. Er kann somit Schwerpunkte bereits bei der Ausbildung vertiefen. Dabei handelt es sich um ein Alleinstellungsmerkmal der DGZI.
Wir unterstützen unsere Mitglieder auch im Bereich Marketing: Jedes von ihnen erhält kostenlos eine eigene Homepage. Eine qualitativ hochwertige und informative Öffentlichkeitsarbeit beispielsweise durch Beiträge in Zeitungen, Zeitschriften oder im Rundfunk und auf Internetportalen runden dieses Angebot ab.
Und um auf Ihre Frage nach der Positionierung einer Praxis zurückzukommen: Mit diesem Gesamtpaket kann sich das DGZI-Mitglied eine hohe Qualifikation erarbeiten und diese gegenüber dem Patienten auch professionell darstellen.
Noch einmal zur fachlichen Unterstützung: Wie sieht die Zukunft Ihrer Fortbildungen und des Tätigkeitsschwerpunkts Implantologie generell aus?
Wie Sie wissen, orientieren sich unsere Fortbildungsreihen und unser Curriculum organisatorisch sehr stark an den Bedürfnissen unserer Mitglieder. Durch das Bausteinprinzip mit fünf Pflicht- und zusätzlichen Wahlmodulen können kurzfristig neue Fortbildungsinhalte in die bewährten Kurse integriert werden. Mit unseren bewährten und nachgefragten, aber auch mit den neuen, sehr aktuellen Modulen bietet die DGZI wiederum ein Premiumprodukt an, das wie alle Vorgänger auch gut von unseren Mitgliedern angenommen werden wird. Unser Ziel ist die umfassende Qualifizierung unserer Mitglieder, hier scheuen wir keinen Aufwand!
Auf dem 40. Internationalen Jahreskongress der DGZI war auch ein Grußwort der DGI zu hören. Diese implantologische Gesellschaft schickte sich jüngst an, neue Leitlinien für das Fachgebiet erarbeiten zu wollen. Wie ist es eigentlich um das Verhältnis Ihrer Gesellschaften bestellt? Konkurrieren Sie darum, wer den Takt vorgibt, oder haben DGZI und DGI eine unterschiedliche Ausrichtung, so dass Sie sich nicht ins Gehege kommen?
DGI und DGZI sind natürlich einerseits Wettbewerber, andererseits arbeiten wir hervorragend bei zahlreichen wichtigen Projekten zusammen. Die Leitlinienkonferenz, aber vor allem auch die Konsensuskonferenz, deren Sprecher die DGZI in Person des Kollegen Dr. Roland Hille zur Zeit stellt, seien in diesem Zusammenhang besonders erwähnt. Beide Fachgesellschaften sind erfolgreich, und beide wachsen, den bestehenden Wettbewerb sehe ich für die Kollegen und die Entwicklung beider Gesellschaften eher positiv.
Bei Kooperationen unter und mit Fachgesellschaften sehen wir generell ein großes Potential. Nicht umsonst leiten Referenten der DGPro und der Deutschen Gesellschaft für Laserzahnheilkunde (DGL) bereits heute Module unseres Fortbildungsangebotes. Wir werden diesen sehr erfolgreichen Weg zukünftig noch weiter ausbauen.
Anlässlich des Jubiläums der DGZI haben Sie auch Ihr Internet-Angebot für Patienten ausgeweitet. Unter www.dgzi-info.de können diese jetzt online Fragen rund um die implantologische Versorgung stellen. Wie weit reichen diese Fragen und wie funktioniert das im Alltag?
Ich darf zunächst erwähnen, dass die DGZI die erste implantologische Fachgesellschaft ist, die diese Möglichkeit bietet. Bei immer größerer Verunsicherung der Bevölkerung durch allzu reißerische Werbemaßnahmen von einigen wenigen Kollegen und Privatkliniken war es dringend erforderlich, den Patienten ein seriöses Frageportal zur Verfügung zu stellen. Es ist doch zum Beispiel völlig unseriös, was da teilweise an Heil- und Kostenplänen übers Internet ohne jeglichen persönlichen Kontakt an Patienten verschickt wird! Über www.dgzi-info.de werden wir daher keine Fragen zu forensischen Auseinandersetzungen zu Kostenplänen und Liquidationen beantworten. Von diesen Ausnahmen abgesehen erhält aber prinzipiell jeder Patient zu allen Fragen eine kompetente Auskunft, und zwar direkt von einem unserer Vorstandsmitglieder.
Erstveröffentlichung in DZW – Die Zahnarzt Woche, Ausgabe 41/10 vom 13. Oktober 2010, S. 3, Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von Redaktion und Verlag.