Prof. Dr. Herbert Deppe neuer DGZI Präsident

Auf der ordentlichen Mitgliederversammlung der DGZI am 25. September 2014 in Düsseldorf wurde der Münchener Hochschullehrer und Oralchirurg Prof. Dr. Herbert Deppe zum neuen Präsidenten der DGZI gewählt. Lesen Sie hier ein erstes Interview nach der Wahl.

„Profilder DGZI halten und Kontakte zu anderen Fachgesellschaften intensivieren“

Prof. Dr. Herbert Deppe (TU München) ist neuer Präsident der DGZI / Im Interview spricht er über Herausforderungen und Ziele

Düsseldorf. Prof. Dr. Herbert Deppe (TU München) wurde auf der 44. Jahrestagung von der Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Implantologie (DGZI) zum neuen Präsidenten der Gesellschaft gewählt. Prof. Deppe gehörte seit drei Jahren als Beisitzer dem Vorstand an. Er lehrt als Extraordinarius für Zahnärztliche Chirurgie und Implantologie an der TU München und verfügt dank seines großen Engagements über vielfältige Kontakte zu anderen Fachgesellschaften und Institutionen in der dentalen Welt. Im folgenden Interview nennt er Ziele und Herausforderungen, die seine Präsidentschaft aber auch die DGZI insgesamt betreffen.

Frage: Die zahnärztliche Implantologie hat seit ihrer Etablierung eine stürmische Entwicklungdurchlaufen, die immer noch anhält. Wo sehen Sie für die DGZI als älteste deutsche implantologische Gesellschaft derzeit die größten Herausforderungen?

Prof. Deppe: „Im Hinblick auf die implantologischen Fachgesellschaften sehe ich eine große Herausforderung in deren Stärkung. Abspaltungen führen zu Kleinverbänden mit eventuell nur wenigen hundert Mitgliedern, die niemand mehr ernst nimmt. Die negativen Folgen kann man ja auf Seiten der Gewerkschaften sehen. Es wäre mir wichtig, dass wir dies kooperativ angehen. Wie schwierig es wird, diesen  kooperativen Gedanken weiter zu etablieren, zeigt die im vorletzten Jahr für München geplante, aber leider nicht zu Stande gekommene Gemeinschaftsveranstaltung der großen implantologischen Gesellschaften. Das ist schon sehr schade, finde ich.

Für die Wissenschaft muss es dahin gehen, einerseits die Materialerforschung weiter voran zu treiben -gerade etwa bei den Hochleistungskeramiken -aber auch die Biologisierung der Implantate weiter zu denken. Das bedeutet ‚weg vom toten Material‘ hin zum ‚Zahn aus dem Reagenzglas‘. Tierexperimentelle Ergebnisse am Mausmodell weisen ja schon etwas den Weg, einen ‚dritten Zahn‘ wachsen zu lassen. Das ist eine der Herausforderungen für die Wissenschaft.

Wenn man den Bereich der Lehre anspricht, wäre mir auch sehr an der Ausbildung derjenigen gelegen, die sich noch nicht mit der Implantologie beschäftigt haben und besonders der Zahntechniker. Die DGZI ist meiner Ansicht nach führend in der Integration derZahntechniker.“

Frage: Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Präsidentschaft gesteckt?

Prof. Deppe: „Da steht für mich die Intensivierung der Kontakte mit anderen Fachgebieten wie der Parodontologie oder den Kollegen von der Prothetik und Biomechanik an erster Stelle. Die bestehenden persönlichen Kontakte und die der DGZI würde ich gerne ausbauen. Hier lässt sich immer noch an der einen oder anderen Stellschraube drehen. Als federführender Autor bzw. Co-Autor dreier Leitlinien der DGZMKverfüge ich über gute Kontakte zu anderen Fachgebieten, wie etwa zur Deutschen Gesellschaft für Parodontologie. Ich würde mir wünschen, diese für gemeinsame Kongresse zu gewinnen.

Darüber hinaus ist es mir ein Herzensanliegen, die Zusammenarbeit zwischen den Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen und der Zahnärzteschaft zu intensivieren. Dies sollte im Dienste der Gesundheitdes Patienten verstanden werden, um im Team nach der besten Lösung für den Patienten zu suchen. Als Vorbild würde ich dabei das ausgezeichnete Zusammenwirken der DGMKG und des BDO in Bayern sehen.“

Frage: Stichwort internationale Kontakte, speziell zu Japan besteht seitens der DGZI ja eineintensive Verbindung: Welchen Stellenwert hat der fachliche Austausch über Landesgrenzen hinweg für Sie?

Prof. Deppe: „Internationale Kontakte bestehen, wie Sie sagen, traditionell in der DGZI, besonders zu den Kollegen in Japan und in der Schweiz. Aber auch mit dem arabischen Raum sind wir stark verbunden. Im Moment halte ich das Stärken dieser bereits eingeschlagenen Wege für wichtiger, als ’neue Fässer’aufzumachen. Besonders im arabischen Bereich ist das derzeit nicht einfach. Das sehen wir auch hier an der TU, wie schwer es ist, Kontakte mit dortigen Hochschulen zu halten. Denn im arabischen Raum gab es nicht nur ein Frühlingserwachen, sondern auch so manchen eisigen Hauch. Das wird nicht soganz einfach in allen Fällen, ich wäre deshalb glücklich, wenn wir uns im Rahmen des Vorstandes dieser Thematik intensiv annehmen würden.“

Frage: Die Bundesregierung plant mit einer Verstärkung des Faktors Qualität einen Paradigmenwechsel in der Gesundheitspolitik, der mit Gründung des neuen Qualitätsinstituts geradezu greifbar wird. Was könnte dies für die zahnärztliche Implantologie im Praxisalltag bedeuten?

Prof. Deppe: „Verbesserungen der Qualität sind grundsätzlich zu befürworten. Für die Implantologie fallen mir in Bezug auf das Stichwort ‚Qualität‘ unmittelbar diejungen Patienten mit Kieferspalten ein, denen manchmal anlagebedingt Zähnefehlen und die häufig auf Grund der aktuellen Gesetzeslage keine Implantatversorgung erhalten können. Es gibt Ausnahmeindikationen im SGB V, die aber nach meiner Erfahrung zu stark eingeschränkt sind. Ich könnte mir vorstellen, dass die DGZI sich hier einbringt. Ob man da eine Lösung mit dem neuen Qualitätsinstitut erreichen kann, wird die Zukunft zeigen.“

Frage: Welches Profil soll die DGZI im Reigen der wissenschaftlichen Fachgesellschaften unter Ihrer Präsidentschaft auf Dauer gewinnen?

Prof. Deppe: „Die DGZI muss nicht neu erfunden werden. Wir sollten die Dinge in aller Bescheidenheit angehen. Die DGZI verfügt über ein eigenständiges Profil, sie hat sich immer als Vertretung des praktizierenden Kollegen ebenso wie der Hochschule verstanden und da gebührt meinen Vorgängern im Amte Dank und Anerkennung. Dass wir weiter Preisverleihungen für Promotionsarbeiten vornehmen und die Curricula weiter in Universität und Praxis angeboten werden, steht für mich außer Frage. Es muss bei der Beheimatung der Niedergelassenen einerseits und dem klaren wissenschaftlichen Anspruch andererseits in der DGZI bleiben. Man könnte sagen: Im alten Geist zu neuen Zielen!

Eine persönliche Anmerkung sei mir dabei gestattet: Wir müssen uns tagtäglich immer wieder bewusst machen, dass wir einen der schönsten Berufe haben. Da ist Bescheidenheit angesagt. Dazu gehört auch, zu erkennen, diesen oder jenen Schritt kann ein anderer vielleicht besser und dann auch entsprechend zu reagieren. In diesem Sinne möchte ich esgemeinsam mit dem Vorstand halten: Keep your feet on the ground – and keep reaching for the stars !“

Das Interview führte Markus Brakel, Pressesprecher der DGZI.
 
Die VITA von Herrn Prof. Dr. Deppe finden Sie hier…
 

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52. Internationaler Jahreskongress der DGZI
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