39. Internationaler Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für zahnärztliche Implantologie

Unter ein ebenso provokantes, wie ehrliches Kongressthema hatte die DGZI ihren 39. Jahreskongress gestellt. So trafen sich rund 500 implantologisch tätige Zahnärztinnen und Zahnärzte, Oral- und Kieferchirurgen am 09. und 10. Oktober in München einmal mehr zum fachlichen Austausch.

Dr. Georg Bach, Freiburg im Breisgau

Erneut ist es der DGZI gelungen, ein überaus attraktives wissenschaftliches Programm mit hochkarätigen Referenten zusammenzustellen, welches in idealer Weise Praxis und Wissenschaft zusammenführte und somit erneut der Philosophie der ältesten europäischen implantologischen Fachgesellschaft vollumfänglich entsprach. Am Vormittag des ersten Kongresstages stimmten zahlreiche außerordentlich gut gebuchte Workshops die angereisten Teilnehmer auf den 39. Internationalen Jahreskongress der DGZI ein.
Wir müssen und wir werden uns auch den speziell problematischen Seiten unseres Fachgebietes, der Implantologie, die ansonsten bei Kongressen eher ausgeklammert werden, stellen“. Mit diesem klaren, durchaus auch selbstkritischen Bekenntnis eröffnete DGZI-Präsident Dr. Friedhelm Heinemann den Kongress. Zwar seien Komplikationen und Risiken moderner Implantologieverfahren in der Hand erfahrener Implantologen durchaus überschaubar, aber dennoch steige, so Heinemann, bei ständig steigender Anzahl inkorporierter Zahnpfeiler naturgemäß auch die Anzahl von Fehlern und Misserfolgen. Besondere Medienkompetenz bewies der DGZI- Präsident bei der scheinbar spielerischen Bewältigung einer Konferenzschaltung nach Dresden, wo Prof. Walter, Vorsitzender der DGZPW, einer Fachgesellschaft in enger Kooperation mit der DGZI, seine „digitale Grußbotschaft“ an das gut besetzte Auditorium in München richtete.

Internationale Referenten, Podien 1 und 2

Nahezu Kultstatus hat das Mainpodium des ersten Kongressnachmittags erreicht, welches traditionsgemäß internationalen Referenten gewidmet ist. So konnten zahlreiche Referenten, vornehmlich aus dem arabischen Raum, über ihre Erfahrungen mit Komplikationen in der Implantologie berichten. Während sich die Kollegen Boutros, Barakat, Al-Garni und Tamimi eher den grundsätzlichen Komplikationen widmeten, legten Jaoude, Geha und Elaskary den Schwerpunkt ihrer Ausführungen auf Misserfolge bei bestimmten Anwendungen. Kollege Odeh berichtete abschließend über die Anwendung von Miniimplantaten in der Kieferorthopädie.

Zu diesem Mainpodium gesellten sich zwei parallel laufende Nebenpodien, wobei sich das, durch ausgewogene Zusammenstellung der Beiträge gut verteilte Podium 1 eher dem Hartgewebe und Podium 2 eher der Vermeidung  von Komplikationen, also dem „trouble shooting“ widmete.

Eine gelungene Abendveranstaltung in der SKY BAR des Hilton Hotels rundete den ersten Kongresstag vollends ab und ermöglichte den kollegialen und freundschaftlichen Austausch der ständig wachsenden DGZI-Familie.

Mit „Meet & Break“ in den zweiten Kongresstag

Der zweite Kongresstag war in drei große Vortragsblöcke eingeteilt. Vor Beginn des wissenschaftlichen Programms stand jedoch ein Novum: „MEET and BREAK“ war das Motto unter dem sich Kongressteilnehmer, Referenten und Aussteller in den weitläufigen Räumen der erneut prall gefüllten Dentalausstellung trafen und sich zwanglos bei einem kleinen Frühstück austauschen konnten. Die sehr gute Resonanz auf dieses Angebot ist sicherlich Anlass dafür, „Meet and Break“ auch bei künftigen Veranstaltungen anzubieten.

Prof. Dr. Thomas Weischer war es dann vorbehalten den zweiten Kongresstag mit seinem Referat „Komplikationen und Lösungen in der oralen Implantologie“ zu beginnen. Gleich zu Beginn seiner Ausführungen stellte der Referent klar, dass die generellen Aussagen, dass Erfolge und Implantate offensichtlich gleichzusetzen seien, nicht zutreffend sind. Neben eher seltenen chirurgischen Komplikationen sind es vor allem entzündliche Komplikationen, die zu einem teilweisen oder absoluten Misserfolg führen können. Weischer gab zahlreiche Fallbeispiele allgemeiner, chirurgischer (dargestellt am Beispiel einer Unterkieferfraktur), entzündlicher (dargestellt am Beispiel einer lokalen Osteomyelitis und am Beispiel von Implantatfrakturen), prothetischer und ästhetischer Komplikationen und von Nervschädigungen.

Prof. Dr. Georg Nentwig sprach über „Vermeidung frühfunktioneller Misserfolge nach Implantation im kompromittierten Knochenlager“.  Der Frankfurter Hochschullehrer  knüpfte in idealer Weise an den Übersichtsvortrag seines Vorredners an und ging speziell auf die frühfunktionellen Misserfolge ein.

Extremfälle in der zahnärztlichen Implantologie“, dies das Thema von Prof. Dr. Dr. Norbert Kübler. „Ich möchte Ihnen ein Potpourri interessanter Fälle, die man eben nur an der Universität sieht, bieten“, so die Einführungsworte Küblers. Diesem Versprechen wurde der Düsseldorfer Hochschullehrer mehr als gerecht. Neben dramatischen Fällen von Traumapatienten, einer kompletten dentigonesis imperfecta, einer Pseudoprogenie bei Zustand nach Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, einer vermeintlichen Titanallergie (hier wurden einteilige vollkeramische Implantate verwendet), bei einer ausgeprägten Parodontitis marginalis (mit schablonengeführter Implantation), bei Versorgung mit Disk-Implantaten und MAV u.a.- Kübler stellte hervorragend dokumentierte ,eindrucksvolle Patientenfälle vor.

Spezialpodium Periimplantitis

Dem Kongressthema entsprechend wurde ein Spezialpodium Periimplantitis eingerichtet, welches mit hochkarätigen Referenten bestückt war. Dieses enorm relevante Thema wurde von drei ausgesprochenen Experten aus ihren jeweiligen Sichtweisen besprochen. Als erster Referent dieses Spezialpodiums welches unter der eloquenten und unterhaltsamen Moderation von Professor Frank Palm stand, sprach Prof. Dr. Andrea Mombelli, dem Parodontologen, dem wir die Definition der septischen Periimplantitis seit einer Veröffentlichung aus dem Jahre1987) zu verdanken haben. Ihm folgten Prof. Dr. Herbert Deppe und Prof. Dr. Dr. Soren Jepsen. Ein Expertentalk mit den Referenten, erneut unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Frank Palm,  bildete den Schlusspunkt dieser  Session, welche zweifellos einen Höhepunkt des 39. DGZI-Jahreskongresses darstellte.

Scientific Review

Zu Ende des wissenschaftlichen Programms eine weitere Neuerung – ein Scientific Review. DGZI-Präsident Dr. Friedhelm Heinemann und Dr. Georg Bach haben zahlreiche Fachzeitschriften und Abstracts, sowie  Kongresse ausgewertet und daraus ein „wissenschaftliches Konzentrat“ gebildet, welches Sie dem Auditorium präsentierten. Themen des Reviews waren Neuigkeiten die Implantatoberflächen (Abkehr von einer möglichst großen Rauigkeit, Hinwendung zur hydrophilen Oberfläche) betreffend, die Renaissance der Sofortbelastung (nahezu gleiche Erfolgsquoten wie bei spätbelasteten Implantaten), 3D-bildgebende Verfahren und digitale Planungsmöglichkeiten/ Zahnersatzherstellung, sowie Komplikationen und Periimplantitis. Vor allem die Möglichkeiten der „abdruckfreien Praxis“ und der Verwirklichung höchster Präzision bei der Implantatprothetik durch digitale Abformung und Konstruktion, hinterließ beim Auditorium Eindruck.

Hinweis: Die Power-Point-Präsentation mit den zahlreichen Literaturangaben kann als besonderer Service der DGZI über die DGZI-Geschäftsstelle unter der Telefonnummer 0211-169 70 77 bezogen werden.

Eine Abschlussdiskussion beendete den 39. Internationalen Jahreskongress der DGZI, den deren Präsident Heinemann mit einem Schlusswort und einem Hinweis auf das große „Vierzig-Jahre-DGZI-Jubiläum“ im nächsten Jahr in Berlin hinwies. Dieser Kongress, der mit der DGZPW ausgerichtet werden wird, soll sich dem Themenbereich der Implantatprothetik widmen.

Information

www.dgzi-jahreskongress.de

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52. Internationaler Jahreskongress der DGZI
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